EIN ABSCHIED 

Was WILLIAM nicht mochte, waren lästige Biographien, die beschreiben, was man denn so drauf und was man schon so Tolles geleistet hat. Damit will man beeindrucken. WILLIAM wollte das nie. Und er hat sich auch selbst gefragt: 
„Wer bin ich eigentlich“.

Unser WILLIAM war der Typ mit den hässlichen Pullovern, der nerdigen Brille und der Märchen-Erzähler-Stimme . . . Er war stark. Laut. Jeder konnte sofort seine Zuneigung spüren.
Er war großzügig. Liebevoll verschwenderisch. 
Herrlich barock . . .
Herrlich maßlos. Sobald es um ihn selbst ging, war er unbelehrbar. Hartnäckig wie liebevoll. 
Er wollte auf nichts verzichten!

Er konnte sich in gute Geschichten, Kultur und Kunst vertiefen.
Verlieben. Verlieren. Er zeigte Nachsicht, Verständnis. Nähe.
Ehrliche Begeisterung und Anteilnahme. Er ging auf Menschen zu,
offen, interessiert, feinfühlig und liebevoll.
Er war gescheit, gebildet, präsent wie ein Fels und doch verletzlich.

Er liebte Seidenhalstücher, blankpoliertes Schuhwerk, den kleinen Braunen mit Schlagobers und Staubzucker, das sei seiner wienerischen „Sozialisierung“ geschuldet, wie er sagte. Er war ein wunderbarer, loyaler Freund. Ein besonderer Schauspieler. Künstler. Sprecher, der mit seiner Stimme jeden begeisterte, weil sie einmalig war.

Er liebte es, sich in der Zeit zu verquatschen, wenn es spannende
Gespräche gab. Er wurde betont langsam, wenn er sah, dass die Ampel rot wurde und alle noch atemlos auf die Straße zurannten, als würde es nie mehr grün werden. Er war dankbar erstaunt und höchst verwundert darüber, dass er „die Ikone der Hipster-Bewegung“ genannt wurde.

WILLIAM COHN hat die Rolle des Kaspar im Musical 
LUDWIG² - DER KÖNIG IST ZURÜCK! von Beginn an seit 2005 unnachahmlich verkörpert. Seine Interpretation der Rolle hat sich in uns alle UNVERWISCHBAR eingeprägt, wie auf einer fotografischen Platte. 
Er ist und bleibt unvergessen. Und immer präsent. 
IMMER dabei !


Foto: Joscha Niebergall

Er gab vor ein paar Jahren Francesco Giammarco von der ZEIT
ein ausführliches Interview während einer Fahrt mit der Berliner-S-Bahn. Herausgekommen ist ein liebevolles Bild eines sehr besonderen Menschen und Künstlers. Es macht fassungslos, dass seine Stimme nicht mehr zu hören ist seine Herzlichkeit, seine Freundlichkeit, seine liebenswert, charmante und verschwenderische Hingabe an alles, was er tat, nicht mehr zu spüren sein wird.

Man konnte herrlich mit ihm streiten. Dinge neu beleuchten. Unwegsame Pfade ergründen und auf wunderbare Ergebnisse kommen.
Für uns war und bleibt er ein tapferer, treuer Weggefährte. 
Ein strahlender Leuchtturm, der einem immer den Weg zeigen konnte. In der größten Dunkelheit. Mutig. Stark. Laut. Integer. Zugewandt. Ein echter Menschenfreund.

Alle, die mit ihm zu tun hatten, haben davon partizipiert.
Seine Anteilnahme war ehrlich. Wenn ihm was gefiel, dann gefiel es
ihm wirklich. Er war der nachsichtigste und verständnisvollste Freund, Kollege und Partner, den man sich nur wünschen kann.
Er schaute in Herzen. Das machte ihn aus. Er wollte immer Teilhabe. Das war für ihn Pflicht und Kür. Er hat unendlich viel Wärme, Zuneigung, ein Füllhorn an Heiterkeit und klugen Wortwitz weitergegeben. 

Unser Schmerz ist mit Worten nicht auszudrücken.

Wir haben uns auf so viele weitere Jahre mit ihm gefreut.

Gemeinsam mit ihm neue Projekte auf den Weg gebracht. Maßgeschneidert für einen WILLIAM COHN.

Nun aber hat er die Bühne, die ihm so viel bedeutete, für immer verlassen.

Und wir bleiben fassungslos zurück.

 

Lieber Freund und Weggefährte . . . wir lieben Dich. Du bist in unsrem Herzen und wirst es für immer bleiben. 

Um es mit Deinen Worten und einem Deiner Lieblingssätze zu sagen:


„Wir danken artig“ !


Du wirst uns begleiten und immer da sein, wo wir sind . . . 

Gerd + Darlene 


30. Juni 2022